»Pour mon cher frère Joséf«

Besetzung: für Violine und Viola
Aufführungsdauer: ca. 10 Minuten
Uraufführung: 1994 in Eisenstadt durch Wolfgang Wölfer und Johannes Kostner


Als ich im Jahr 1976 mein Stück Jeux I schrieb, war ich damit beschäftigt, herauszufinden, was den Unterschied zwischen Improvisation und Komposition ausmacht. So kamen hier folgerichtig die unterschiedlichsten Einflüsse spielerischer Musizierlaune zusammen, tänzerische Elemente und Bitonalität wiederspiegeln musikalische Figuren der Group de six (insbesondere der Musik von Darius Milhaud) und das überschäumende Temperament eines Leonard Bernstein, der mich in dieser Zeit gefangen nahm.

Trotz der offensichtlichen Stilkopie wurde Jeux I zu meinem ersten auskomponierten Werk in zwei Sätzen, hatte ich doch bis dahin nur Versuche mit kürzeren Stücken unternommen; längeren Stücken fehlte bis dahin Kontur und Straffheit in der Ausführung musikalischer Gedanken.

So wurde dieses Stück zu meinem ersten Opus, das auch insofern »folgenschwer« wurde, als eine nie vollständig ausgeführte Fortsetzung (Jeux II), die den Entwurf eines Balletts darstellt, als Rohstofflager für meine später einsetzende Komposition mit Intervallbeziehungen und danach den Harmoniedispositionen gedient hat. So wurde das zweisätzige Jeux I zur Keimzelle meiner harmonischen Experimente, die sich durch mein gesamtes Werk ziehen. (René Staar, Januar 2016)